
WISSENSCHAFT
KLASSISCHE PHILOLOGIE
AN DER LMU MÜNCHEN
6. HOMERISCHER HYMNUS
AN DIE VENUS
Εἲς Ἀφροδίτην
αἰδοίην, χρυσοστέφανον, καλὴν Ἀφροδίτην
Bewundern will ich die goldbekränzte, schöne Aphrodite
ᾁσομαι,
und sie besingen,
ἣ πάσης Κύπρου κρήδεμνα λέλογχεν εἰναλίης,
des ganzen Zyperns, den Schleier im Haar entstiegen dem Meer
ὅθι μιν Ζεφύρου μένος ὑγρὸν ἀέντος
ἤνεικεν κατὰ κῦμα πολυφλοίσβοιο
wie sie vom Westwind aus den Wogen des laut aufheulenden
θαλάσσης ἀφρῷ ἔνι μαλακῷ:
Meeres dem Schaum in Schönheit entstieg:
τὴν δὲ χρυσάμπυκες Ὧραι δέξαντ᾽ ἀσπασίως,
περὶ δ᾽ ἄμβροτα εἵματα ἕσσαν:
κρατὶ δ᾽ ἐπ᾽ ἀθανάτῳ στεφάνην εὔτυκτον ἔθηκαν
καλήν, χρυσείην: ἐν δὲ τρητοῖσι λοβοῖσιν ἄνθεμ᾽ ὀρειχάλκου χρυσοῖό τε τιμήεντος:
δειρῇ δ᾽ ἀμφ᾽ ἁπαλῇ
καὶ στήθεσιν ἀργυφέοισιν ὅρμοισι χρυσέοισιν
ἐκόσμεον, οἷσί περ αὐταὶ Ὧραι κοσμείσθην
χρυσάμπυκες, ὁππότ᾽ ἴοιεν ἐς χορὸν
ἱμερόεντα θεῶν καὶ δώματα πατρός.
αὐτὰρ ἐπειδὴ πάντα περὶ χροῒ κόσμον ἔθηκαν,
15ἦγον ἐς ἀθανάτους: οἳ δ᾽ ἠσπάζοντο ἰδόντες
χερσί τ᾽ ἐδεξιόωντο καὶ ἠρήσαντο ἕκαστος
εἶναι κουριδίην ἄλοχον καὶ οἴκαδ᾽ ἄγεσθαι,
εἶδος θαυμάζοντες ἰοστεφάνου Κυθερείης.
χαῖρ᾽ ἑλικοβλέφαρε, γλυκυμείλιχε: δὸς δ᾽ ἐν ἀγῶνι
20νίκην τῷδε φέρεσθαι, ἐμὴν δ᾽ ἔντυνον ἀοιδήν.
αὐτὰρ ἐγὼ καὶ σεῖο καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.
An Aphrodite
Die zu verehrende Schöne mit goldenem Kranz, Aphrodite, will ich besingen, die Herrin der Burgen und Städte ganz Zyperns, jener Insel, wohin sie vom feuchten, stürmischen Westwind wurde über die Fluten des tosenden Meeres getragen, weich gebettet in Schaum.
Die Horen mit goldenem Stirnband nahmen sie dort in Empfang und gaben ihr göttliche Kleidung. Auf das unsterbliche Haupt aber setzten sie eine aus reinem Golde gefertigte Krone und schmückten die Läppchen der Ohren schön mit kunstvollen Blumen aus Erzguss und kostbarem Feingold.
Um den zarten Nacken und über den schimmernden Busen legten sie goldene Halsketten, wie sie sie selber zu tragen pflegen – die Horen mit goldenem Stirnband – wann immer sie gehn zum lieblichen Reigentanz der Götter ins Haus ihres Vaters.“
Übersetzung von Martin Hose aus "Homerische Hymnen" Darmstadt 2017
Ich will singen von der stattlichen Aphrodite, goldgekrönt und schön, deren Herrschaftsgebiet die ummauerten Städte des ganz von Meere umschlossenen Zyperns sind. Dort wehte der feuchte Hauch des Westwindes sie in weichem Schaum über die Wogen des laut aufstöhnenden Meeres , und dort hießen die goldgekrönten Horen sie freudig willkommen. Sie bekleideten sie mit himmlischen Kleidern; auf ihr Haupt setzten sie eine feine, wohlgearbeitete Krone von Gold, und in die gestochenen Ohrlöcher hängten sie ihr Schmuck von Orichalc und kostbarem Gold, und legten Schmuck von goldenen Ketten über ihren weichen Hals und ihre schneeweißen Brüste, Juwelen, wie sie die goldbekränzten Horen selbst tragen, wenn sie in das Haus ihres Vaters gehen, um Teil an den schönen Tänzen der Götter zu nehmen. Und als sie sie ganz damit bedeckt hatten, brachten sie sie zu den Göttern, die sie begrüßten, als sie sie sahen, und ihr die Hände reichten. Von diesen betete jeder, er möge sie nach Hause führen, damit sie seine Ehefrau werde, so sehr waren sie von der Schönheit der mit Veilchen gekrönten Cytherea begeistert.
Freie Prosaübersetzung nach der Übertragung ins Englische von Hugh G. Evelyn-White